
Kulturelle und agile Transformation in der Lebensversicherung (Beitrag Patrick Dahmen in Leipziger Versicherungsseminare, Band 19)
Die Lebensversicherungsbranche steht vor vielen Herausforderungen, wie die deutlich gestiegene Volatilität an den Kapitalmärkten, die rasant gestiegenen Zinsen, den Regulierungsanforderungen und dem Kostendruck. Getrieben durch Innovationen, Serviceversprechen und Einfachheit anderer Branchen, lastet daher die umfassende Weiterentwicklung des Geschäftsmodells – auch als Transformation bezeichnet - schwer auf den Lebensversicherungen. In seinem gerade veröffentlichten Beitrag gibt unser Managing Partner Patrick Dahmen seine Key Learnings aus seiner Vorstands- und Beratungserfahrung gepaart mit den Erkenntnissen aus der Wissenschaft weiter.
Die Erfolgsfaktoren der Transformation
Die Erfolgschancen stehen und fallen mit dem Engagement des Top-Managements. Eine aktuelle Befragung von fast 3.000 Unternehmensvertretern zeigt, dass ohne die Unterstützung des C-Levels die Chancen für eine erfolgreiche Transformation mit ca. 20% eher niedrig sind. Wenn umgekehrt, die Transformation zur Chefsache gemacht wird, steigen die Erfolgschancen auf ca. 50%. Es zeigt sich, dass die Organisation genau hinschaut, was die Top-Führungskräfte tun, und handelt dann entsprechend.
Rein inhaltlich getriebene Transformationen, die über Zahlen kommuniziert werden, zeigen in der Regel nicht die gewünschte Wirkung, da sie die emotionale Ebene ignorieren und somit wenig motivierend wirken. Sie müssen eingebettet werden in eine emotional verankerte Gesamtstory, denn nur so führen sie zur Begeisterung, die für den Erfolg nötig ist.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die (kollektive) Emotionen. Jahrelang galt es als nicht professionell im Business über Emotionen zu sprechen. Nichtsdestotrotz führen Veränderungen zu Verlustängsten. Werden diese nicht ernstgenommen und überspielt, verharren betroffene Mitarbeitende und Führungskräfte im Widerstand, die aber dringend für eine erfolgreiche Transformation nötig sind. Es gilt also durch entsprechende Fürsorge, Wertschätzung und Einbindung aus Betroffenen Beteiligte zu machen.
Ausgewählte Empfehlungen für eine erfolgreiche Transformation
Angelehnt an das Verfahren von Unternehmensberater und Bestseller Autor Simon Sinek steht am Anfang die Sinnfrage bzw. dem Grund der Existenz des eigenen Unternehmens – konkret ableitbar mit dem „Why“ („Warum gibt es uns?“). Die Antwort dient dem Unternehmen als Nordstern bzw. Orientierung für sämtliche Entscheidungen. Entsprechend ist im nächsten Schritt eine Strategie, das „What“, abzuleiten, die mit konkreten Maßnahmen auf das „Why“ einzahlt.
Parallel muss sich mit dem „How“ beschäftigt werden, wie die Ziele erreicht wollen sollen. Dies umfasst das allgemeine Miteinander, sprich die Unternehmenskultur, sowie den grundsätzlichen Führungsstil.
Wie bereits anfangs festgestellt, ist die aktive Einbindung des Top-Managements ist von zentraler Bedeutung. Das Top-Management muss als Treiber der Transformation vorangehen, was konkret bedeutet, diese Veränderungen selbst vorzuleben, von anderen einzufordern und klar kommunizieren.
Die Aufgabe der Führungskräfte ist es nicht nur inhaltlich, sondern insbesondere menschlich die Transformation zu begleiten. D.h. ein Umfeld von psychologischer Sicherheit zu kultivieren und den Ängsten und Nöten vertrauensvoll zu begegnen. Dies bedeutet nicht alles schön zu reden, sondern berechtigte Kritik konstruktiv zu nutzen.
Nicht zu unterschätzen ist in diesem Kontext die Wirkung der Kommunikation. Fehlt diese, kommt es schnell zu Irritationen und Spekulationen. Durch sehr regelmäßige, offene und adressatengerechte Kommunikation zu Themen wie beispielsweise zu Fortschritten, aber auch Herausforderungen, können hingegen positive Signale gesetzt werden.
Neugierig geworden? Weitere wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und tiefergehende Handlungsempfehlungen finden Sie im Kapitel „Kulturelle und agile Transformation in der Lebensversicherung als Antwort auf die Digitalisierung und ein verändertes Kundenverhalten“ im gerade erschienen Buch LVS: Standpunkte – Beiträge renommierter Persönlichkeiten der Versicherungswirtschaft in Leipziger Seminaren (Buch) – Herausgeber Prof. Fred Wagner, Fachmedien Otto Schmidt KG.